Dienstag, 14. März 2017, 18:30 Uhr, Vortragssaal nhm
Prof. Dr. Norbert Lenz, Staatliches Museum für Naturkunde, Landesmuseum, Karlsruhe
Bhutan ist ungefähr so groß wie die Schweiz und liegt geradezu „eingeklemmt“ zwischen zwei Riesenstaaten: die Volksrepublik China im Norden und die Republik Indien im Süden. Nachdem Ladakh, Sikkim und Tibet ihre Unabhängigkeit verloren haben und im benachbarten Nepal die Monarchie abgeschafft wurde, ist Bhutan heute das einzige verbliebene, politisch unabhängige buddhistische Königreich der Himalaja-Region. Lange galt es als „das verschlossenste Land der Welt“, das nur von wenigen Reisenden aus westlichen Ländern wie Heinrich Harrer erkundet werden konnte. Erst 1974 öffnete sich Bhutan für den internationalen Tourismus. Fernsehen und Internet wurden 1999 eingeführt und 2003 die Mobiltelefonie. Die abgeschiedene Lage Bhutans sowie die politische Abschottung halfen lange Zeit, die kulturhistorische Identität und die naturgeschichtlichen Besonderheiten des Landes zu bewahren. Bhutan ist heute eine konstitutionelle Monarchie mit einer Verfassung, die vielfach für Schlagzeilen sorgte. Denn in ihr wurde festgelegt, dass mindestens 60 % des Landes „für alle Zeiten“ von Wald bedeckt bleiben sollen und dass das Bruttonationalglück Ziel des politischen Handelns ist, nicht etwa die Mehrung des Bruttonationaleinkommens. – Ist also alles in Ordnung im Königreich des Glücks? Der erste Eindruck beim Besuch dieses einzigartigen Landes mit seinen prächtigen Klosterburgen und seiner Vielfalt an seltenen Pflanzen- und Tierarten ist in der Tat überaus beglückend. Doch ein zweiter Blick ist erforderlich, um auch die kulturellen und sozialen Folgen der politischen Öffnung des Landes zu erfassen sowie die Konsequenzen für den – noch – großen Naturreichtum.