Dienstag, 13. Oktober 2015, 18:30 Uhr
Dr. Susanne HIrschel, Petit-Lancy, Schweiz
Naturhistorisches Museum Mainz, Vortragssaal 1. OG
Claudine Andrés Projekte zur Erhaltung der Bonobos im Kongo
Sie teilen 98,7% unseres Erbgutes, sind mit uns enger verwandt als mit den Gorillas und doch so verschieden. Die Bonobos sind die friedliebendsten aller Primaten, sie vermeiden Konflikte und bauen Spannungen in der Gruppe durch Sex ab. Es sind die Weibchen, die als Gruppe für das harmonische Miteinander des Verbandes verantwortlich sind und die die Männchen in Schach halten, obwohl sie eigentlich kleiner und schwächer sind als diese.
Es sind unsere engsten Verwandten und doch ist es uns zuzuschreiben, dass ihr Überleben in Gefahr ist. Gejagt, gegessen und verkauft, schwindet ihre Zahl und ihr Habitat schrumpft durch unsere ungebremste Expansion.
Im Kongo, und nur dort, leben noch ein paar, man weiß nicht wie viele. Wilderer jagen und töten Bonobos für ihr Fleisch und verkaufen die Jungtiere auf dem Schwarzmarkt als Haustiere, welche dann in der Regel ohne ihre Mutter sehr schnell jämmerlich zugrunde gehen.
Für diese Bonobowaisen hat Claudine André in der Nähe von Kinshasa eine Auffangstation gegründet. Dort sorgen menschliche Ziehmütter seit mehr als zwanzig Jahren dafür, dass sie überleben. Viele haben selbst schon wieder Junge und da der Platz begrenzt ist, muss man für die Tiere geeignete Orte zur Auswilderung finden. Eine gigantische und kostspielige Arbeit. Und doch ist es ihr schon einmal gelungen, eine Gruppe erfolgreich in die Freiheit zu entlassen.
Ich habe Claudine André im Kongo besucht und war von der Auffangstation und ihren Leistungen so beeindruckt, dass ich beschloss, sie in ihrer Arbeit zu unterstützen, indem ich in Vorträgen auf die Bedrohung der Bonobos und die Notwendigkeit zu schnellem Handeln aufmerksam mache und versuche Unterstützung für Claudine Andrés Projekte zu finden.
Projekt Lola ya bonobo:
www.lolayabonobo.org
Die Gründerin des Reservats
Claudine André, Gründerin von Lola ya Bonobo, wurde 1946 in Belgien geboren. Sie wuchs im damaligen Belgisch-Kongo auf, da ihr Vater als Tierarzt in die belgische Kolonie berufen wurde. Nach der Unabhängigkeit des Kongos 1960 floh die Familie nach Belgien. Einige Jahre später kehrte Claudine André jedoch in den Kongo zurück. Sie gründete eine Familie und arbeitete als Kunsthändlerin später in Kinshasa als Geschäftsführerin einer
Nobelboutique. Sie musste während des Krieges Anfang der 1990er Jahren erneut nach Belgien fliehen. Erst nachdem Joseph Kabila die Präsidentschaft übernommen hatte, reiste die Familie zurück in den Kongo. 1993 begegnete Claudine André im Zoo von Kinshasa, wo sie ehrenamtlich tätig war, Mikeno, einem schwer kranken Bonobo-Waisenkind. Sie rettete sein Leben und beschloss, sich fortan für die Bonobo-Waisen im Kongo einzusetzen. Dazu gründete sie die Tierschutzorganisation Les Amis des Bonobos du Congo – Die Freunde der Bonobos des Kongos. 2002 konnte sie das Reservat Lola ya Bonobo nahe Kinshasa errichten. Es ist das weltweit einzige Bonobo-Reservat. Gemeinsam mit 20 Mitarbeitern und unterstützenden Organisationen arbeitet sie seitdem für den Schutz der bedrohten Menschenaffen. Seit drei Jahren zieht sich Claudine André langsam aus dem operativen Geschäft zurück. Sie hält nun weltweit Vorträge und sammelt Spenden, um das weitere Bestehen von Lola zu sichern.