Samstag, 19. Oktober 2024, 9:30 Uhr, Naturhistorisches Museum Mainz

Naturhistorisches Mainz, Reichklarastr. 1, 55116 Mainz
Organisation: Carsten Renker (Tel.: 0176-56803702, E-Mail: carsten.renker@stadt.mainz.de)

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09:30 Uhr Begrüßungskaffee


10:00 Uhr Begrüßung
Dr. Bernd Herkner (Direktor Naturhistorisches Museum Mainz)


10:10 Uhr Matthias Jensen (Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz)
Neues aus dem Landesamt für Umwelt – Kurzvorstellung der Monitoringprogramme in Bezug auf Insekten
Es wird die aktuelle Organisation und Aufgabenverteilung in der Abteilung Naturschutz des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz vorgestellt und dabei über die durchgeführten und
in Planung befindlichen Monitoringprogramme im Zusammenhang mit Insekten berichtet.


10:30 Uhr Dr. Martin Husemann (Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe SMNK)
Wie Digitalisierung von Museumssammlungen helfen kann zum Verständnis und Schutz von Arten beizutragen

Naturwissenschaftliche Sammlungen sind ein Fenster in die Vergangenheit und können viele Aufschlüsse über Veränderungen von Lebensräumen geben. Erst die Digitalisierung erlaubt
diese Daten auch zu nutzen. Es gibt allerdings verschiedene Ebenen der Digitalisierung: Aufnahme von Metadaten, Imaging und 3D Imaging. Beispiele und Anwendungen der verschiedenen Digitaliserungsebenen und deren besonderer Nutzen werden anhand von Heuschreckendaten diskutiert.

10:50 Uhr Nicolas Griesang (SAKA – Saarländische Akademie für Artenkenntnis)
FörTax und die SAKA: Förderung von Artenkenntnis und deren User

Im Rahmen des Mutterprojektes FörTax, hat sich im Saarland eine Bildungsplattform für Artenwissen formiert. Seit nunmehr 3 Jahren wird u. a. entomologisches Fachwissen von Spezialist:innen an die Lernenden tradiert. Durch eine erste Auswertung der Teilnahmedaten lässt sich eine wage Bestandsprognose der zukünftigen Arternkenner:innen erstellen.

11:10 Uhr Kaffeepause

11:40 Uhr Hendrik Geyer & Jan Schmitt (Stiftung Natur und Umwelt RLP)
Neue Artenkenner:innen ausbilden mit der BANU-Qualifizierung und Zertifizierung

Nicht nur die Biodiversität ist bedroht, auch Personen, die Arten unterscheiden können, werden immer seltener. Daher hat das bundesweite Bildungsprogramm „Wissen – Qualifizieren – Zertifizieren für Artenvielfalt“ des BANU sich zum Ziel gesetzt, neue Artenkenner:innen auszubilden und zu zertifizieren. Der Vortrag gibt einen Überblick über den Stand des Projekts in Rheinland-Pfalz und über weitere geplante Kurs- und Zertifizierungsangebote des BANU, insbesondere im Bereich Insektenkunde.

12:00 Uhr Johannes Glorius (TH Bingen – University of Applied Science)
Das Verbreitungsgebiet der Grünen Strandschrecke im Wandel

Die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) wurde im Jahre 2022 in einer Kiesgrube nahe Münster-Sarmsheim bei Bingen nachgewiesen. Da die Art im Raum Bingen bislang nicht nach-gewiesen war, wurde hier nach weiteren Fundorten gesucht. In der Kiesgrube konnte die Art nun drei Jahre in Folge nachgewiesen werden. Ein weiterer Fund wurde auf dem Laurenziberg bei Ockenheim erbracht. Die Art scheint sich im Zuge der Klimakrise in Richtung Norden auszubreiten. Trotzdem ist sie aufgrund der hohen Anfälligkeit der Larven gegenüber Trockenheit weiterhin bedroht.

12:20 Uhr Mittagspause


13:50 Uhr Michael Veith (Universität Trier, Biogeographie)
Probleme bei der Bestimmung von Laufkäfern (Carabidae) durch instabile diagnostische Merkmale

Laien und Anfänger bestimmen Laufkäfer häufig mit dem speziellen Schlüssel des Deutschen Jugendbundes für Naturbeobachtung (DJN). Dieser leitet über die Zahl der Überaugenborsten
in Kombination mit der Zahl unbehaarter Fühlergrundglieder auf spezifische Bestimmungstafeln weiter. Am Beispiel von mehreren Laufkäferarten aus dem Hospitienwald bei Trier (2016-2024) wird gezeigt, wie häufig die Zahl der Überaugenborsten von der Erwartung abweicht und zu welchen Bestimmungsproblemen dies führen kann.

14:10 Uhr Jörn Buse (Nationalpark Schwarzwald)
Für welche Arten trägt ein Großschutzgebiet eine Verantwortung? –
Ein Konzept zur Verantwortlichkeit für naturschutzfachlich wertgebende Arten auf lokaler Ebene –

Die Überprüfung der Effektivität eines Schutzgebiets kann anhand einiger grundlegender Kriterien, wie dem räumlichen Zuschnitt erfolgen. Diese Kriterien haben aber erhebliche Schwachstellen vor allem bei der Beurteilung wirklicher Erfolge. Die Beurteilung der Effektivität im Sinne von messbaren Erfolgen ist nur machbar, wenn es eine intensive Erfassung und ein Monitoring des Artenbestandes gibt. Neben der Beurteilung über die Zeit kann allein schon das Arteninventar zur Bewertung der grundsätzlichen Bedeutung herangezogen werden. In einem neu entwickelten Ansatz kombinieren wir mehrere Instrumente, wie die Rote Liste, das Konzept der Verantwortlichkeit, sowie die Seltenheit und NATURA2000-Elemente.

14:30 Uhr Dr. Hossein Rajaei (Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart SMNS)
Lepidoptera Iranica: Ein vollständiger Bestandskatalog der Schmetterlinge in Iran zur Untersuchung von Schutzlücken

14:50 Uhr Sajad Noori (Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart SMNS)
Fragile wings, unprotected lands: a case study

Since the industrial revolution, unbridled human development has led to significant habitat loss and biodiversity decline. Given the uneven distribution of biodiversity, managing conservation effectively requires identifying and prioritizing areas within current global biodiversity hotspots (GBHs) at a finer scale. This study examines the distribution of approximately 1,974 out of 4,812 Lepidoptera species in Iran. Using species distribution modeling and masking unsuitable habitats, we identified distribution patterns, focal biodiversity hotspots and endemic centers. We then compared these hotspots with the existing network of protected areas (PAs) to assess the conservation gaps. In line with previous studies, our findings show that Lepidoptera hotspots are located within the Irano-Anatolian and Caucasus GBHs, primarily in the western and northern mountain ranges of Iran. Although currently 11.24 % of the country is covered by PAs, only 25 % of these protected areas overlap with high-priority biodiversity regions for Lepidoptera. This gap is predominantly due to a bias in PA locations, which are focused on the central desert basin for safeguarding mammal species. Additionally, no-hunting areas have shown potential for conserving regions of higher biodiversity priority. Considering the significant impact of climate change in the country, it is
essential to conduct further studies to upgrade existing PAs and establish new ones in suitablehabitats to mitigate biodiversity loss.


15:10 Uhr Kaffeepause

15:40 Uhr Christine van Ooyen (Evolutionäre Tierökologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Beobachtung historischer Veränderungen in Pflanzengemeinschaften mit Pollen-Metabarcoding

Um aufzeigen zu können, wie äußere Faktoren, in Form von Klimawandel, intensiver Landwirtschaft oder Lebensraumzerstörung, langfristigen Einfluss auf unsere Pflanzenwelt nehmen, wurden historische Pflanzengemeinschaften mit denen von heute verglichen. Dafür wurden Pollen von Schwebfliegen extrahiert und mittels Metabarcoding identifiziert. Dabei konnten wir aufzeigen, dass sich Pflanzengemeinschaften und deren Interaktionen mit Bestäubern unter äußeren Faktoren unterschiedlich entwickeln.

16:00 Uhr Michael Watson (Bee friendly)
Insektenmonitoring mit künstlicher Intelligenz

Die klassischen Methoden zum Erfassen der Insektenvielfalt sind mit enorm hohen Herausforderungen und Aufwänden verbunden. Digitale Insektenmonitoringsysteme könnten ein weiteres Werkzeug von Entomolog:innen werden, um Daten in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung erfassen zu können. Das Startup „Bee friendly“ entwickelt und erprobt ein solches Monitoringsystem und präsentiert Ergebnisse aus den ersten zwei Jahren.

16:20 Uhr Fernanda Herrera Mesiás, Balint Andrasi & Anna Hauprich (Natural History Museum of Luxembourg)
Advances in wild bee conservation and outreach in Luxembourg

Luxembourg’s ministry of environment is currently funding six major projects aiming at the conservation and popularization of its pollinator fauna. Two of these projects will be presented. One deals with the first digitized library of Luxembourg’s wild bees (including high-resolution photographs) for educational purposes. The other will focus on the creation of the first IUCN Red List of Luxembourgish wild bees, to be used for species prioritization for connectivity modeling.

16.40 Uhr Hans Richard Schwenninger (Kompetenzzentrum Wildbienen)
Rote Liste der Wildbienen Baden-Württembergs und erforderliche Artenschutzmaßnahmen

In dem Vortrag präsentiere ich zunächst Grundlagen und Vorgehensweise bei der Erstellung der aktuellen Roten Liste. Am Beispiel einzelner Bienenarten erläutere ich die Einstufung in verschiedene Gefährdungskategorien und Gefährdungsursachen. Anschließend werden als wichtige Maßnahmen für den Artenschutz das Management von Wildbienen-Habitaten und ein bestandsschonendes Wildbienen-Monitoring aufgezeigt.

17:30 Uhr Ende der Veranstaltung

 

/nhm/Programm_Insektenkundetag_Endfassung.pdf