Dienstag, 14. Februar 2017, 18:30 Uhr, Vortragssaal nhm

Prof. Dr. med. Rolf-Detlef Treede,
Lehrstuhl für Neurophysiologie, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg

Schmerzhafte Empfindungen warnen uns vor tatsächlichen oder drohenden Verletzungen. Für diese Funktion besitzen wir einen speziellen Teil des Nervensystems, das nozizeptive System. Die Nervenendigungen des nozizeptiven Systems in der Haut und in anderen Organen reagieren sehr empfindlich auf spitze Reize, auf Temperaturerhöhung und auf bestimmte chemische Reize. Geringfügige Aktivität im nozizeptiven System wird meist nicht wahrgenommen, weil im Zentralnervensystem ein Gleichgewicht zwischen aktivierenden und hemmenden Signalen herrscht. Eine Schmerzempfindung entsteht, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, z.B. durch einen äußeren Reiz. Die Empfindlichkeit des nozizeptiven Systems kann auch langfristig verändert werden. Bei chronischen Gelenkentzündungen werden schon die lokalen Nervenendigungen überempfindlich, in anderen Fällen verändert sich die Empfindlichkeit der Signalübertragung im zentralen Nervensystem. Diese Prozesse tragen zur Entstehung von chronischen Schmerzen bei, bei denen der Schmerz keine Warnfunktion mehr hat. Chronische Schmerzen können die auslösende Krankheit überdauern und benötigen dann meistens einen multimodalen Therapieansatz mit medikamentösen, psychotherapeutischen, krankengymnastischen und anderen Elemente.